23. Januar 2007 Händler suchen nach Ebay-Alternativen

Lesezeit ca. 4 Minuten

von Dr. Matthias Hell
Computer Reseller News

Die Gebührenänderung der E-Commerce-Plattform sorgt bei Ebay-Anbietern für Ärger. Viele Internethändler suchen angesichts sinkender Margen verstärkt nach alternativen Absatzwegen. Zumal der Online-Vermarkter mit dem neuen Gebührenmodell seinen Auktionsbereich zu Lasten der Shop- Angebote stärken will.

Wie in der letzten CRN-Ausgabe bereits gemeldet, startete das Online- Auktionshaus Ebay mit einer umfassenden Veränderung seiner Gebührenstruktur in das neue Jahr. Das Unternehmen legt allerdings Wert auf die Feststellung, dass es sich dabei nicht gleich per se um eine Gebührenerhöhung handele. Wie Ebay-Pressesprecher Alexander Witt gegenüber Computer Reseller News erklärt, habe man beispielsweise »die Art und Weise der Berechnung für Gebühren für Angebote mit mehreren Artikeln vereinfacht, damit diese für Verkäufer in Zukunft transparenter ist«. Und auch Pascal Finette, Deutschland-Chef des Anbieters von Softwarelösungen für Online- Marktplätze Channeladvisor, bestätigt: »Teilweise sinken die Gebühren sogar, etwa bei den Medienkategorien, also bei CDs, DVDs und Computerspielen.« Betrachte man die Neuregelung jedoch in ihrer Gesamtheit, werde schnell klar: »Unter dem Strich bleibt eine unerfreuliche Preiserhöhung.«

Diese Einschätzung des Experten für E-Commerce teilen auch deutsche Ebay-Händler wie Michael Harlander. Der Geschäftsführer der Harlander GmbH, einem Anbieter von gebrauchter ITHardware, ist mit seinem Unternehmen auch bei Ebay aktiv, wo man inzwischen den Status eines Platin-Powersellers besitzt. Die zunehmende Konkurrenz der Verkäufer untereinander, regelmäßig steigende Gebühren und sinkende Margen – Harlander betrachtet die gegenwärtige Entwicklung bei dem Online-Auktionshaus mit Skepsis. Besonders ärgerlich: »Die Gebühren für Geschäfte auf der Ebay-Plattform werden nicht nur immer höher, sondern auch zunehmend intransparenter. « Tatsächlich hat man bei der aktuellen Gebührenanpassung auf eine übersichtliche Gegenüberstellung der alten und neuen Preise verzichtet. Auch die zurückhaltende Informationspolitik des Unternehmens hat bei vielen professionellen Anbietern für Verärgerung gesorgt, wie ein Blick in die entsprechenden Internet- Foren zeigt.

Neben aller Kritik an den einzelnen Neuregelungen, ist es aber doch interessant, wie stark die neuen Ebay- Gebühren die Veränderungen bei der E-Commerce- Plattform widerspiegeln. Zwar kann das Unternehmen nach wie vor beeindruckende Zuwachsraten verzeichnen, gerade das Kerngeschäft im Auktionsbereich sorgt beim Ebay-Management aber zunehmend für Besorgnis. So kann die Entwicklung im Bereich private Auktionen bereits seit einiger Zeit nicht mehr mit der Übermacht professioneller Anbieter Schritt halten – eine Tendenz, die der Attraktivität von Ebay bei den Kunden mehr schadet als nützt. Das Unternehmen strebt daher eine Rückkehr zum ursprünglichen Geschäftsmodell an und setzt dabei auf die Steuerungsfunktion seines Gebührenmodells. So räumt auch Unternehmenssprecher Witt freimütig ein: »Mit der Anhebung der Angebotsartikel für Shop-Artikel setzt Ebay verstärkt auf sein klassisches Angebotsformat im Auktionsbereich.«

Ebenfalls im Rahmen dieser Strategie zu sehen ist auch die Eröffnung des Portals Ebay Express im vergangenen August. Hier sollten professionelle Händler Neuware zu Festpreisen anbieten können und damit das konventionelle Ebay-Angebot entlasten – eine Rechnung, die bisher nicht aufging. Zwar verzeichnet Ebay Express mit rund 7.000 Händlern inzwischen rund doppelt so viele Teilnehmer wie beim Start, von einem Erfolg lässt sich dennoch nur schwerlich sprechen. So schaffte man es Ende 2006 mit Platz 87 nur knapp unter die Top 100 der ECommerce- Seiten und ist in den USA wegen des mangelnden Erfolgs bereits dazu übergegangen, auch den Verkauf von gebrauchten Artikeln zuzulassen. Doch bleibt fraglich, ob sich mit dieser Maßnahme der gewünschte Erfolg einstellt. »Wir sehen in Ebay Express keinen wesentlichen Vorteil für uns«, erklärt Gebraucht- Hardware- Anbieter Michael Harlander: »Sowohl der Bekanntheitsgrad als auch die Besucherrate sind im Vergleich zum klassischen Ebay zur Zeit viel geringer.«

Wie E-Commerce-Experte Pascal Finette betont, werde es daher für Internethändler immer wichtiger, verstärkt nach zusätzlichen Verkaufskanälen zu suchen. Ob Marktplätze wie Amazon und Froogle, Online-Preisvergleicher oder Suchmaschinen – »Wir rechnen daher damit, dass 2007 das Jahr des Multi-Channel-Vertriebs wird«, so der Channeladvisor- Chef. Eine wachsende Distanz zum Quasi-Monopolisten Ebay zeigt auch Michael Harlander, für den »das grundsätzliche Problem des Online-Auktionshauses die fehlende Konkurrenz ist. Mangels Wettbewerb schleichen sich zunehmend negative Aspekte ein«. Über die Alternative hat sich der Unternehmer schon Gedanken gemacht: »Wir investieren zunehmend in den Ausbau unseres eigenen Onlineshops, über den wir mittelfristig den Großteil unserer Produkte absetzen werden.« Ebay hat mit seiner Gebührenänderung Bewegung in den Markt gebracht und dafür gesorgt, dass es 2007 im E-Commerce spannend bleiben wird.

Kategorie Musik und Filme: Die Verkaufsprovision für Musik wurde von 12 Prozent auf 9 Prozent gesenkt, für Filme und DVDs dagegen von 5 Prozent auf 9 Prozent erhöht.

Zusatzoption »Top-Angebot«: Je nach Produktkategorie und Anzahl der angebotenen Artikel hat sich die Kennzeichnung als »Top-Angebot« in den meisten Bereichen verteuert. Für ITProdukte stieg die Gebühr bei Angeboten mit einem Artikel von 12,95 Euro auf 14,95 Euro, bzw. bei Angeboten mit mehreren Artikeln von 17,95 Euro auf 19,95 Euro. Besonders stark fiel der Anstieg im Bereich Handyverträge aus: Statt 12,95 Euro werden nun 19,95 Euro, bzw. bei mehreren Artikeln 39,95 Euro statt bisher 17,95 Euro berechnet.

Gebündelte Buchung von Zusatzoptionen im Profipaket: Entsprechend dem Prinzip bei der Zusatzoption »Top-Angebot« entscheiden hier Produktkategorie und Anzahl der angebotenen Artikel. Bei IT-Produkten steigt die Gebühr von 22,50 Euro auf 24,50 Euro (bei mehreren Artikeln von 26,50 Euro auf 28,50 Euro), bei Handyverträgen von 22,50 Euro auf 29,50 Euro (bei mehreren Artikeln von 26,50 Euro auf 41,50 Euro).

Zusatzoption »Sofort-Kaufen«: Entscheidend ist hier der Artikelpreis. Liegt dieser zwischen 1 Euro und 9,99 Euro, sinkt die Gebühr von 10 Cent auf 9 Cent, liegt der Preis zwischen 10 Euro und 99,99 Euro, steigt die Gebühr von 25 Cent auf 29 Cent und kostet ein Artikel 100 Euro oder mehr, beträgt die Gebühr nun 99 Cent statt bisher 50 Cent.

Angebotsgebühr bei Angeboten mit mehreren Artikeln: Hier führt die neue Ebay-Gebührenordnung ein differenziertes Modell je nach Preis und Menge der angebotenen Artikel ein. Der Mindestpreis (zwei Artikel mit einem Wert von 1 Euro) beträgt unverändert 50 Cent, ebenso gleich geblieben ist der Maximalbetrag (mehr als 20 Artikel zu einem Preis von 250 Euro und höher) von 4,80 Euro.

Shop-Artikel: Während für Artikel, die im Rahmen eines Ebay- Shops angeboten werden, bisher einheitlich eine zusätzliche Gebühr von 3 Cent galt, sind nun der Preis und die Anzahl der eingestellten Artikel maßgebend. Die Gebührenspanne beträgt dabei zwischen 5 Cent (ein Artikel zu einem Preis von zwischen 1 Euro und 9,99 Euro) und 29 Cent (mehrere Artikel zu einem Preis von 100 Euro und höher).

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